Alt-Biberacher Gaststätten
Titel
Goldene Ente – Gymnasiumstraße 17
Zusammen mit dem „Goldenen Lamm“ und der „Krone“ gehört die „Goldene Ente“ zu den sehr alten Gaststätten in Biberach, deren Ursprünge bis an den Anfang des 15. Jahrhunderts zurückverfolgt werden können. In der jahrhundertelangen Geschichte der „Goldenen Ente“ kam es zwischenzeitlich zu einer kleineren Namensänderung. 1736 wurde das Gasthaus kurzzeitig als „Wirtshaus zur blauen Ente“ bezeichnet.
Die „Goldene Ente“ zählte vor dem 20. Jahrhundert zu einem der gehobeneren Gasthäuser in Biberach. Der Erzählung nach haben mehrmals Könige und Kaiser in der „Goldenen Ente“ residierten. Im Gasthaus „Goldene Ente“ fanden auch im 19. Jahrhundert Generalversammlungen und Gründungsfeste von verschiedenen Vereinen sowie Tanzbälle statt.
Innerhalb der letzten Jahrhunderte gab es eine Vielzahl an Besitzern und Pächtern. Der bekannteste Eigentümer war die Familie Rommer. Die Geschwister Rommer, auch besser bekannt als die „Schwäbischen Singvögel“, waren ein musikalisches Gesangstrio, welches international bekannt war. Die vielversprechende internationale Karriere fand ein tragisches Ende, als die „Schwäbischen Singvögel“ bei einer Schiffskatastrophe mit der „Cimbria“ auf dem Weg nach Amerika ums Leben kamen.Während des Ersten Weltkrieges wurde die Wirtin Pauline Kuhn beschuldigt in den Räumlichkeiten der „Goldenen Ente“ „gewerbsmäßige Unzucht“ zu betreiben. Das Stationskommando teilte am 14. Oktober 1915 dem Oberamt Biberach mit, dass ein Soldat sich bei seinem Aufenthalt in Biberach eine Geschlechtskrankheit zugezogen habe. Der Soldat gab an mit zwei Damen in der „Goldenen Ente“ zusammen gewesen zu sein. Auf Grund der Beschuldigung wurden die Polizeitruppen von der Überwachung des „Schwarzen Adlers“ abgezogen und bei der Kontrolle der „Goldenen Ente“ eingesetzt.
Zwischen 1950 und 1989 wurde der Wirtschaftsbetrieb komplett aufgegeben. Das Gebäude wurde erst wieder 1994 als Gaststätte genutzt. 2007 wurde die „Goldene Ente“ umfangreich saniert und 2008 wiedereröffnet.
Januar
„Wirtschaft zur Harmonie“, Zeppelinring 24
Ursprünglich entstand das Gebäude 1810 nicht als Gaststätte, sondern wurde von Senator Haas als Gartenhaus gebaut. Das Gebäude wurde erst 1880 zu einem Gasthaus umfunktioniert. Am 21. März 1880 eröffnete Christoph Lieb seine „Wirtschaft zur Harmonie“. 1922 wurde der Wirtschaftsbetrieb wieder aufgegeben.
Februar
„Zum Hasen“, heute „Goldene Taverne“ – Bürgerturmstraße 9
Das Wirtshaus „Zum Hasen“ wird zu Beginn des 18. Jahrhunderts erstmalig erwähnt, wobei es wahrscheinlich älter ist. Erbaut wurde das Haus, laut dem Chronisten Lucas Seydler, um 1524 und stand in unmittelbarer Nähe des Bürgerturms. Es war im Besitz alteingesessener Wirtsfamilien wie Dollinger, Handtmann und Mühlschlegel. Die Straße – bis in die 1920-er Jahre noch Ulmer Straße – wurde im Volksmund auch „Hasengasse“ genannt.
Auf der Grundlage von Johann Baptist Pflugs Erzählungen wird von der Befreiung eines Gefangenen aus dem Bürgerturm berichtet. Der Ausbruch kam letztendlich dadurch zustande, dass der Gefängniswärter wie gewohnt aus dem nebenan gelegenen Wirtshaus „Zum Hasen“ Bier und Wasser für die im Bürgerturm einsitzenden Gefangenen holte. Beim Befüllen der Krüge legte der Wärter den Schlüssel unbedacht im Hausgang neben der Wirtshaustür ab – genug Zeit, um einen Wachsabdruck des Schlüssels anzufertigen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt neben anderen Wirten auch Hasenwirt Geiger eine Strafe wegen des Ausschenkens von schlechtem Bier in Höhe von viereinhalb Gulden. Ein Maß (rund 1,837 Liter) weißes Bier kostete um 1824 ca. drei Kreuzer. 60 Kreuzer ergaben einen Gulden. Somit entsprach die verhängte Strafe dem Gegenwert von immerhin 90 Maß beziehungsweise 165 Litern Bier.
Nach dem Ersten Weltkrieg bestand der „Hasen“ zunächst noch als „Café zum Hasen“. Nach 1930 verliert sich dann der alte Wirtshausname. Im Biberacher Adressbuch findet man 1936 nunmehr an diesem Ort das „Café Matt“, ab 1963 die „Eisbar Nico“ und 1970 die Eisdiele „Capri“. Zu dieser Zeit wurde hier auch schon eine Pizzeria betrieben, die spätestens ab 1976 „Goldene Taverne“ hieß. Das oft nur einfach „GoTa“ genannte, allseits bekannte und beliebte Lokal besteht bis heute.
März
Gasthof zum Mond
Der ehemalige Gasthof „Mond“ befindet sich in der Ehinger Straße 9 an der Ecke zur Mondstraße neben der Pflugschule. Er ist Namensgeber der Mondstraße, die früher auch „Mondgässle“ genannt wurde.
Schon 1726 werden bei der Auflistung des Vermögens von Georg Friedrich Gutermann von Bibern „Monwürthshauß u. Garthn“ erwähnt. Somit zählte der Mond mit seinem großzügigen Biergarten zu den älteren Gasthäusern in Biberach und war gleichzeitig eines der wenigen, das sich außerhalb der früheren Stadtmauer befand. Auf dem Mond lag außerdem das Schildrecht, welches ein auf dem Grundstück haftendes Recht zum Aushang eines Wirtshausschildes war.
Im Lauf der Jahrzehnte wechselte der Mond seine Besitzer und Pächter, bis er schließlich am 10. August 1887 einem Brand zum Opfer fiel, der durch spielende Kinder ausgelöst wurde. Nach der Zerstörung durch das Feuer erhielt man den Gastbetrieb in einem Nachbarhaus aufrecht. Anscheinend war das Gebäude nicht unrettbar verloren; die Stadt Biberach als Eigentümer verkaufte den Mond im Jahr 1888 an Pflugwirt Karl Zell mitsamt einer Brandentschädigung von 8400 Mark. Vermutlich renovierte Zell das Gebäude, sodass es wieder als Gaststätte verwendet werden konnte.
In den Mond kamen die Leute schon zu früheren Zeiten nur zum Essen und Trinken, Übernachtungsmöglichkeiten wurden nicht angeboten. Dafür wurde in den 1950-er Jahren die Erlaubnis zum Betrieb einer Kegelbahn gegeben. Die letzten Wirtsleute im Gasthof Mond waren Josef Kühnbach und seine Frau Anna. Sie betrieben den Mond über drei Jahrzehnte lang, bis sie ihn schließlich 1992 aufgaben. Das Haus wurde noch im selben Jahr an den Verein Lernen Fördern verkauft.Heute wird der Mond als Unterbringung für den Biberacher Kinderhort verwendet.
April
„Hotel zum Goldenen Löwen“ Bahnhofstraße 19
Jakob Braig wurde in den Steuerschätzungen von 1736 erstmalig als „Gulde[ner] Löwen Wirt“ erwähnt. Bis zu seiner Wiedereröffnung in der Bahnhofstraße 19 am 11. November 1871 befand sich der „Goldene Löwe“ am Obstmarkt 1. Das Gebäude wurde bereits vor dem Erlöschen der Wirtschaftserlaubnis am 29. Mai 1930 nicht mehr als Hotel und Gaststätte genutzt. 1917 wurde das Gebäude von den „Oberschwäbischen Elektrizitätswerken“ gekauft und zu einem Verwaltungsgebäude umgebaut.
Mai
„Biber“ – Gymnasiumstraße 29
Der „Biber“ oder auch „Goldener Biber“ in dem bereits um 1589 erwähnten Haus, bestand spätestens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bis um 1700 trug er noch den Namen „Goldene Gans“. Es gibt Hinweise darauf, dass es die „Gans“ bereits erheblich früher gegeben haben könnte: Das dem Gasthaus gegenüberliegende Rechtor wurde wohl im Volksmund auch „Ganstor“ genannt. Dieses Stadttor in Richtung Warthausen wurde aufgrund der Stadterweiterung um 1373 nicht mehr benötigt und in der Folge zu Beginn des 15. Jahrhunderts zugemauert.
Die Gebrüder Handtmann, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Besitzer des Gasthofs und der dazugehörigen Brauerei, teilten dem Landratsamt mit, dass deren Wirtschaft seit dem 25. Juli 1945 von der UNRRA (Vorgänger der IRO – International Refugee Organization der Vereinten Nationen) beschlagnahmt worden sei und der Wirtschaftsbetrieb nicht mehr ausgeübt werden könne. Um die Verjährung (und damit den Verfall) der Wirtschaftskonzession zu verhindern, baten sie um eine Verlängerung der Verjährungsfrist, welche ihnen 1949 gewährt wurde. Im August 1950 wurde der Betrieb des Gasthauses durch Theodor Krais wieder aufgenommen.
In den 1990-er Jahren wurde der „Biber“ international: ab 1991 wurden hier kroatische und ab 1998 thailändische Spezialitäten serviert. Das Gasthaus ist seit circa 2021 geschlossen. Die Biber-Brauerei wurde bereits 2003 aufgegeben.
Juni
„Gasthaus zur blauen Traube“, Marktplatz 51
Christian Friedrich Köhle eröffnete 1873 am Marktplatz 51 das „Gasthaus zur blauen Traube“. In Biberach bestand bereits bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein Wirtshaus mit dem Namen „Traube“ in der Ulmertorstraße 10. Johann Georg Kollesch wird in den Steuerschätzungen von 1736 als Traubenwirt genannt. Das „Gasthaus zur blauen Traube“ wurde bis zu seiner endgültigen Schließung 1960 weitergeführt. Das Gebäude selbst wurde bis 1962 übergangsweise von der Pächterin des „Hahnen“ und dem Wirt des „Schwarzen Rößles“ als Gaststube, während der Umbauarbeiten der eigenen Gaststätten, genutzt. 1965 wurde das Gebäude abgebrochen.
Juli
Goldenes Lamm – Waaghausstraße 11
Das „Goldene Lamm“, welches früher auch als „Herberge zum Schaf[f]“ bezeichnet wurde, ist eine der ältesten Gastwirtschaften in Biberach. Schriftlich belegt werden kann seine Existenz bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Nach dem Chronisten Lucas Seydler hat der ehemalige Prediger, Theologe und Reformator Johannes Huß auf dem Weg zum Konzil in Konstanz am 1. November 1414 in der Biberacher „Herberge zum Schaf[f]“ übernachtet.
Laut dem Konrektor und Chronisten Johann Konrad Krais wurde das „Goldene Lamm“ beim großen Stadtbrand 1516 zerstört und von seinem Eigentümer wieder aufgebaut.
Auch eine zwischenzeitliche Namensänderung traditioneller Wirtschaften war in den vergangenen Jahrhunderten nichts Ungewöhnliches. Das „Goldene Lamm“ war unter den Biberachern Mitte des 17. Jahrhunderts auch als „roth Lammwirtschaft“ bekannt.
Im „Goldenen Lamm“ haben im 18. Jahrhundert einige hochrangige Offiziere Quartier bezogen. Der kaiserliche General von Fürstenberg übernachtete am 28. September 1796 im „Goldenen Lamm“ bevor die kaiserliche Armee den französischen Soldaten folgte, die im Landkreis Biberach Häuser plünderten und Orte zerstörten.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das „Goldene Lamm“ als Veranstaltungsort für Konzerte genutzt. Die Nutzung der Zimmer als Fremdenzimmer, die im ersten Obergeschoss vorhanden waren, wurden ebenso wie der der Gaststättenbetrieb Ende der 1960-er Jahre eingestellt, und das Gebäude 1972 abgerissen.
August
Raststätte – Ulmer Straße 81
Die Großtankstelle und Raststätte der Firma Orion Biberach wurde am Schützensamstag den 3. Juli 1954 eröffnet und war in den 1950-er Jahren in Oberschwaben einmalig. Der Eröffnung ging eine lange Diskussion im Gemeinderat über die Erteilung der Wirtschaftskonzession voraus. Der Gemeinderat äußerte zunächst Bedenken, dass die Eröffnung einer Raststätte, welche Tag und Nacht geöffnet war, die übrigen Gastronomen in Biberach benachteiligen würde. Die Eröffnung einer Triptikausgabestelle (alte Bezeichnung für eine Ausgabestelle an welcher zeitlich begrenzte Zollausfuhrdokumente erworben werden konnten) des ADACs, welche auf regionale Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele im Landkreis Biberach hinwies, führte mit zu der Entscheidung den Antrag von Gustav Ottenbacher doch zu bewilligen. Die Eröffnung der einzigen Großtankstelle mit Raststätte in Oberschwaben erlebte in der Öffentlichkeit großes Interesse. Zahlreiche Gäste und Vertreter der Kommunalpolitik, Polizei etc. kamen zu der Neueröffnung.
Die Raststätte erlebte in den Jahren ihrer Existenz mehrere Besitzer- und Nutzungswechsel. 1967 wurde die Raststätte in der ursprünglichen Form aufgegeben. Die Tankstelle wurde im gleichen Jahr von Johann Moll zu einer Kfz-Werkstatt umgebaut. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurden das Vordach und die Zapfsäulen komplett entfernt. Die Räumlichkeiten der Raststätte selbst erfuhren bis in die 1980-er/90-er Jahre eine vielseitige Nutzung. Beispielsweise befanden sich im Gebäude der Raststätte Ende der 1960-er Jahre das „Tanz-Café-Restaurant“ oder in den 1970-er Jahren das „Café Lachenmaier“. Heute befinden sich in der Ulmer Straße 81 eine Kfz-Werkstatt und ein Autohaus.
September
„Weinstube zum scharfen Eck“, Bahnhofstraße 2
Die Tradition der „Weinstube zum scharfen Eck“ geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Christoph Beck richtete 1869 das Gebäude, welches 1816 von Grund auf neu gebaut wurde, als Wirtschaftslokalität ein. Zunächst schenkte er in seiner Wirtschaft alkoholische Getränke ohne vorliegende Konzession aus. Nachdem Christoph Beck von Zeugen bei der Stadt Biberach angezeigt wurde, beantragte er die Schankkonzession bei der Stadt. Die „Weinstube zum scharfen Eck“ wurde von verschiedenen Wirten bis April 2015 weitergeführt. Die knapp 150-jährige Tradition wurde kurzzeitig unterbrochen, als am 30. April 2015 die Weinstube ihre Türen schloss. Der neue Besitzer sanierte das Gebäude und eröffnete 2023 das „Wirtshaus zum scharfen Eck“ mit neuem Konzept wieder.
Oktober
Gasthaus und Hotel „Zur Krone“ – Hindenburgstraße 15, früher Kronenstraße 15
Den ersten Hinweis auf das Gasthaus „Zur Krone“ finden wir um 1500. Sie dürfte damit zu den ältesten Gasthäusern der Stadt gehören. Beim großen Stadtbrand von 1516 ist auch die „Krone“ abgebrannt und in den Jahren danach wieder aufgebaut worden. Auch wenn die „Krone“ sicherlich regen Zulauf an Besuch gehabt haben dürfte – Biberach lag an verschiedenen größeren Handelswegen – erfahren wir in den darauffolgenden Jahrhunderten keine Neuigkeiten über das Gasthaus. Erst aus dem Jahr 1788 hören wir von einem bedeutenden Gast: auf seiner Rückreise von Italien logierte Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Begleiter in der Krone, wie in Goethes Ausgabebuch zu lesen ist. Zwei Taler und fünf Groschen kostete ihn der Aufenthalt in dem Gasthaus, hinzu kamen noch vier Groschen für den Einlass und 16 Groschen für den Besuch bei einem Balbier, um sich die Haare schneiden zu lassen. Auch der König von Württemberg stieg mehrmals in der „Krone“ ab, nachdem die Stadt 1806 Württemberg zugeschlagen worden war.
Im Jahr 1815 erhielt der Kronenwirt Müller das „persönliche Privilegium zu Errichtung einer Bierbrauerey […] sowie zum Branntweinbrennen“.
Am 30. Mai 1830 fiel das Gasthaus „Krone“ erneut einem Brand zum Opfer. Da es damals noch keine Feuerwehr gab und viele Biberacher wegen des schönen Wetters außerhalb der Stadt weilten, verzögerte sich die Hilfe. Das Feuer konnte sich so, ausgehend vom Obergeschoss, auf den 1787 erstellten Tanzsaal und das danebenstehende Stallgebäude ausweiten. Beim Wiederaufbau wurde die „Krone“ um mehrere Gebäudeteile erweitert. 1831 war das Gebäude wieder hergestellt. Während des gesamten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts trafen sich die Honoratioren der Stadt in der „Krone“ zu ihren Gesellschaftsbällen. Sogar Konzerte konnten in diesem Saal stattfinden.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs musste die Gastwirtschaft mit Hotel schließen. Nach dem Krieg wurde es von den Franzosen besetzt und 1948 von der Firma Thomae angemietet. Zunächst nutzte die Firma es als Verwaltungsgebäude, später als Gesellschafts- und Aufenthaltsräume für Betriebsangehörige. Heute befinden sich in dem Gebäude mehrere Geschäfte, ein Schnellrestaurant und eine Bar.
November
„Weinstube zum Goldenen Rebstock“ (Stecken), Consulentengasse 9
1861 baute der Küfermeister Johannes Güettler das Gebäude der Consulentengasse 9 zu einer Weinwirtschaft mit Weinhandel um. Noch im selben Jahr eröffnete er seine „Wirthschaft zum Rebstock“. Die „Weinstube zum Goldenen Rebstock“ ist eine der wenigen Biberacher Traditionslokale, welche heute noch aktiv betrieben wird. Besser bekannt ist der „Goldene Rebstock“ unter den Biberachern als „Stecken“. Rolf Löcherbach übernahm den Wirtschaftsbetrieb 1999 von seiner Mutter Erna Löcherbach und eröffnete 2000 das Biberacher Whisky-Zimmer. Im süddeutschen Raum war eine solche Räumlichkeit, in welcher eine exklusive Auswahl von Whisky-Sorten ausgeschenkt wurde, einmalig. Kulinarisch ist der „Stecken“ über die Grenzen der Stadt Biberach hinaus, für seine warmen Seelen, Nudelsuppe und „Grombiera ond Käs“ bekannt. Seit dem plötzlichen Tod von Rolf Löcherbach 2022 wird die Wirtschaft von Claudia Fetscher weitergeführt.
Dezember
Das Gasthaus (goldener) Stern“, Hindenburgstraße 20
Die Tradition des „Gasthauses Stern“ kann bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Der Chronist Lucas Seydler berichtet in seinen Chroniken 1442 von einer Sternenwirtin, die Geld veruntreut hatte. Die Wirtschaft befand sich zu dieser Zeit noch nicht in der Hindenburgstraße 20, sondern am Marktplatz 8. 1653 wird von der „gewesenen Wirtsbehausung „zum Stern““ am Marktplatz 8 gesprochen. Das „Gasthaus zum Stern“ wurde vermutlich in den Jahren vor 1653 am Marktplatz 8 aufgegeben. Zu welchem Zeitpunkt genau der Umzug der Gaststätte in die Hindenburgstraße 20 erfolgte, kann auf der Grundlage der Archivquellen heute nicht mehr exakt rekonstruiert werden. Der Konrektor und Chronist Johann Krais nennt in seiner Chronik 1704 einen Michel Kopf als Sternenwirt in der Hindenburgstraße 20. Aufgegeben wurde das „Gasthaus Stern“ in den 1950-er Jahren. Das „Gasthaus zum Stern“ wird im Biberacher Adressbuch von 1957 letztmalig erwähnt. Das Gebäude wurde erst ab circa 1980 wieder als Lokal genutzt. In der Hindenburgstraße 20 befand sich von 1980 bis 1983 das erste asiatische Restaurant Biberachs, der „Bamboo Garden“. Nach dem Abbruch des Gebäudes 1983 zog der „Bamboo Garden“ in die Kolpingstraße 43 um.